Batzenhofen - Wirtschafts- und Verkehrsverhältnisse

Die Landgemeinde Batzenhofen, elf km nordwestlich von Augsburg, an der ehemaligen Distrikts- und heutigen Staatsstraße 2036 Augsburg-Wertingen gelegen, weist ein Gemeindeareal von 344 ha auf, wovon 99 ha auf Wald entfallen. Das Dorf mit den Nachbargemeinden Hirblingen im Osten, Edenbergen im Südwesten, Rettenbergen im Westen und Gablingen im Norden trug bis zum Ende des zweiten Weltkrieges vorwiegend bäuerlichen Charakter. Seither ist unverkennbar ein wirtschaftlicher Strukturwandel zu verzeichnen. Neben der alten eingesessenen Landwirtschaft hat sich ein strebsames Gewerbe niedergelassen. Die Nähe der Großstadt Augsburg hatte auf das Erwerbsleben der Ortsbewohner bestimmenden Einfluß. Täglich pendeln nahezu 200 Personen aus, d. h. rund 60 Prozent der hier wohnenden Erwerbspersonen verdienen auswärts ihren Lebensunterhalt.
Durch den "Zug zur Stadt" machte sich in der Landwirtschaft wohl Kräftemangel bemerkbar, der aber durch Technisierung ausgeglichen wurde. Schon 1937 wurden auf den Bauernhöfen Reiter und Schaflitzel die ersten Zugmaschinen verwendet; davon zählte man 1959 bereits 28 im Ort. Die erste Melkmaschine war 1953 auf dem Bauernhof Birzle in Verwendung. Waschmaschinen gab es ab 1949 im Dorf. Die erste Kühltruhe in der Gemeinde stand 1956 bei Birzle, den ersten Heuauflader besaß ab 1959 dessen Nachfolger Hubert Rampp. Der erste Düngerauflader war ab 1950 auf dem Bauernhof Abbt im Einsatz. Bindemäher und Mähdrescher - die ersten ab 1960 in den Höfen von J. Reiter und Sebastian Schaflitzel - usw. usw. ersetzten nach und nach menschliche Kraft und dokumentieren den Fortschritt. Fünf landwirtschaftliche Kleinbetriebe, eine Wagnerei und die alte Dorfschmiede - letztere schon im Jahre 1624 in einer Grundstücksbeschreibung erwähnt - wurden nach dem zweiten Weltkrieg aufgelassen. Im Jahre 1969 gibt es in Batzenhofen noch 18 landwirtschaftliche Anwesen, davon zwei mit über 100 Tagwerk (1937 waren es noch 33). - Der erste Fernseher erregte 1955 im Gasthof Schmid die Bewunderung der Zuschauer, 1959 standen 15 im Ortsbereich und im Februar 1968 wurden 103 Fernseher registriert. Der erste Farbfernseher hielt Ende 1968 Einzug ins Dorf.
Die Bautätigkeit steigerte sich infolge des vermehrten Wohnungsbedarfs - vor allem der Heimatvertriebenen - von Jahr zu Jahr. Von 1946 bis einschließlich 1968 wurden über 70 neue Wohnhäuser erstellt und überdies eine beachtliche Zahl von Wirtschaftsgebäuden, Werkstätten, Lagerräumen, Scheunen, Stallungen, Garagen, Getreide- und Futtersilos und eine Tankstelle erbaut.
Gemeindeverwaltung und Bürgerschaft trugen in den letzten Jahrzehnten gemeinsam dazu bei, daß das Ortsbild schöner wurde. Während vor 1933 noch offene Gräben mit stinkenden Wasserpfützen die holprige Staatsstraße 2036 und die übrigen Straßen des Dorfes säumten (Ortschronik I. / S. 43), wurde die Hauptstraße 1958 mit einer stabilen Teerdecke versehen und teilkanalisiert und damit die unerträglich gewordene Staubplage beseitigt. Im Jahre 1960 hatte die Staatsstraße 2036 bereits ein Verkehrsaufkommen von 1393 Kraftfahrzeugen am Tag, das sich seither noch bedeutend steigerte. Im Jahre 1965 wurde die Gemeindeverbindungsstraße nach Rettenbergen ausgebaut und geteert. Im Jahre 1967 erfolgte die Neuteerung und der Ausbau eines Gehweges an der Südseite der Rettenberger Straße. Der schon 1958 provisorisch kanalisierte Herdweg bekam 1967 einen Teerbelag und wurde verbreitert.
Über die Schmutter führte bis 1928 eine hölzerne Brücke, die einem Hochwasser zum Opfer fiel. Die danach errichtete Eisenbetonbrücke wurde in den letzten Kriegstagen 1945 zerstört. Amerikaner bauten eine Holznotbrücke, an deren Stelle 1946 eine Holzbrücke für leichten Verkehr trat. Im Jahre 1953 wurde letztere durch eine im Spannbetonverfahren von der Baufirma Kunz in München erstellte etwa 30 m lange Brücke ersetzt, deren Baukosten sich auf rund 113 250 DM beliefen.
Während in den Jahren 1945 bis 1948 zahlreiche "Pendler" zu Fuß, mit dem Fahrrad oder unverläßlich verkehrenden Lastwagen oft mit Verspätung zu ihren Arbeitsplätzen in Augsburg gelangten, verkehren seit 5. April 1948 regelmäßige Autobusse der Stadtwerke Augsburg. Nun ist werktags 16mal Gelegenheit mit Autobussen der Stadtwerke, der Post oder der Bundesbahn, Augsburg zu erreichen.
Die ungefähr 1930 errichtete Gemeindewaage wurde 1967 wegen Unrentabilität entfernt; damit erhielten die Verkehrsbetriebe einen der Größe ihrer Wagen entsprechenden Umkehrplatz und der Gesamtverkehr an dieser Stelle eine größere Übersichtlichkeit. In Batzenhofen zählte man 1933 neben vier Motorrädern und vielen Fahrrädern zwei Personenkraftwagen; 1959 waren es bereits 25 Motorräder und 45 Personenautos; Im Jubiläumsjahr 1969 laufen aus Batzenhofen etwa 140 Personenwagen auf den Landstraßen der Heimat. - Im Telefonverkehr wurden 1954 die Ortsnetze Gablingen und Batzenhofen vereinigt. Im Bereich der Postdienststelle Batzenhofen wurde ab 28. Januar 1955 im Fernsprechverkehr der Selbstwähldienst eingeführt. Anfang 1968 gab es 103 Telefonanschlüsse und einen Fernschreiber im Dorf.
Seit dem Jahre 1912 hat Batzenhofen elektrisches Licht und seit 1954 neuzeitliche Ortsbeleuchtung. Die am Waldrand im Nordwesten des Dorfes vorhandenen Wohngebäude - ausgebaute Wochenendhäuser ausgebombter Augsburger - wurden 1956 durch eine in Richtung Rettenbergen gelegte Licht-Ringleitung an das Stromnetz der LEW angeschlossen.
Handel und Gewerbe des Ortes hielten mit der allgemeinen Aufwärtsentwicklung Schritt. So bestehen zur Zeit (1969) 18 private Unternehmen. Die wirtschaftliche Bedeutung der Raiffeisenkasse, der Milchgenossenschaft sowie des Obst- und Gartenbauvereins für die Dorfgemeinschaft und die Umgebung von Batzenhofen sei besonders hervorgehoben. Sebastian Schaflitzel: Sägewerk und Kunstmühle, deren Bestand bis in das 9. Jahrhundert zurückreicht. 1390 wird eine Öl- und Sägemühle erwähnt. Maria Ziegelmayr: Lebensmittel, Geschäftsgründung um 1750. Konrad Rößle: Molkereiprodukte, Geschäftsgründung ungefähr 1890. Anton Heichele: Bäckerei und Lebensmittel. August Kraus: Zimmerei und Bauschreinerei, gegründet 1905. Anton Schappin: Herren- und Damen-Maßschneiderei, gegründet 1908. Max Schmid: Gastwirtschaft und Café, Baujahr 1925 (vorher "Sonnenhof"). Georg Schaller: Möbelhandlung ab 1956, vorher Schreinerei. Fanny de Mas: Damenschneiderei, gegründet 1936. Ernst Prüsse: Möbelschreinerei für antike Möbel (Möbel Heimkunst, Augsburg). Alois Huber: Auto-, Motorrad- und Landmaschinen-Reparatur und Landmaschinenhandel, Hanomag- Vertretung. Georg Wagner: Tankstelle und mechanische Werkstätte. Theresia Haferland: Gemischtwarenhandel. Johann Pleig: Bezirkskaminkehrermeister. Rudolf May: Textil-Vertretungen. Bruno Noli: Schausteller. Distl und Eichler: Edelstahl, Vertretung deutscher und schwedischer Edelstahlwerke, Edelstahlgroßhandel. Georg Geigl: Zentralheizungs-GmbH.

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