Die Verwaltung des Dorfes - Rückschau und Ausblick (entnommen aus der Festschrift "1000 Jahre Batzenhofen 969 - 1969")
Die Anfänge einer Art dörfischen Gemeinwesens reichen für Batzenhofen in die Zeit seiner wahrscheinlichen Entstehung in der sogenannten ersten Hofenperiode (500 - 800 nach Christus) zurück. Batzenhofen gehörte wohl als Ausbeute der alemannischen Ursiedlung Hirblingen, wie der größte Teil des heutigen Landkreises Augsburg dem Augstgau an, der einer der elf alemannischen Gaue war. Der alemannischen Gaueinteilung folgte die fränkische Grafschaftsverfassung. Mit dem fränkischen Beamtentum drang das Lehenswesen ein. Die Kirche ward Hauptstütze der fränkischen Herrscher. Die Bischöfe erhielten im Laufe der Zeit durch Schenkungen und Zuerkennung staatlicher Befugnisse - Gerichtsbarkeit, Markt-, Zoll-, Münz- und Geleitrecht - neben der Stadt auch das Hinterland weitgehend in ihre Hand. Ein adeliger Vogt (advocatus) übte für die
Bischöfe die hohe Gerichtsbarkeit aus, dem vom König der Blutbann übertragen war. Adel und Kirche regierten auf dem Lande als Großgrundbesitzer vom Herrensitz oder Fronhof aus, auf dem meist ein eingesetzter Verwalter oder "Maier" saß. Neben dem Herrenland bewirtschafteten abhängige zins- und zehentpflichtige kleinere Bauern als Hintersassen der Grundherren geringeren Landbesitz. Hand- und Spanndienste (Frondienste für die Grundherrschaft) gingen den dringenden Arbeiten im eigenen Betrieb vor. Vom 12. bis zum 14. Jahrhundert lag die Ortsverwaltung in den Händen der Pazzenhofer, einem Ministerialengeschlecht (Beamte und Krieger), das dem bischöflichen Kämmerer in Wellenburg unterstellt war. Am Ende des 16. Jahrhunderts war das adelige Damenstift St. Stephan in Augsburg Besitzer des ganzen Dorfes und übte
bis zur Säkularisation im Jahre 1803 hier die Grundherrschaft aus. In dieser Zeit spielten Augsburger Bürgergeschlechter wie z. B. die Ridler, Sulzer, Endorfer und Knöringer eine bedeutende Rolle. Die Criminalgerichtsbarkeit (Landeshoheit) oblag der Markgrafschaft Burgau (österreichisch). Ab 1803 unterstand Batzenhofen als selbständige Gemeinde dem Landgericht Göggingen und gehörte damit dem königlich-bayerischen Staatswesen an und nahm an dessen Geschicken teil. Die Ortsnamensform von Batzenhofen hat sich seit der urkundlich nachgewiesenen Gründung des Dorfes im Jahre 969 wiederholt geändert. 838 n. Chr.: Pazcinhova (Grundstückstausch des Stiftes Kempten mit Graf Waning). Es wird vermutet, daß dieses Pazcinhova nicht identisch ist mit dem heutigen Batzenhofen. Ca. 940 n. Chr.: Schenkung der Besitzung
Pacinhova an die Kirche St. Stephan. 969 n. Chr.: Pacinhova (laut Ulrichs-Urkunde auch Gründung des Damenstiftes St. Stephan). Im 11. Jahrhundert: Pacenhoven. Im 12. Jahrhundert: Battzenhoven - Pazzenhouen - Bazzenhofen. 1327 n. Chr.: Pacenhouen. 1382 n. Chr.: Baczenhofen. Ab 1473 n. Chr.: Batzenhofen.
Die Namen der Oberhäupter des Dorfes - zuerst Gemeindevorsteher und späterhin Bürgermeister genannt - sind in ihrer Reihenfolge vom Anbeginn der Ortsselbständigkeit bis heute bekannt; es waren dies: Von 1803 bis 1819: Johann Georg Both als Rechnungsführender und Lorenz Reiter als zweiter Bürgermeister und Johann Georg Strobl. Von 1820 bis 1836: Joseph Rößle. Von 1837 bis 1860: Mathias Mayr. Von 1861 bis 1876: Georg Jehle. Von 1876 bis 1882: Georg Rößle. Von 1882 bis 1888: Georg Dirr. Von 1888 bis 1894: Georg Ehinger. Von 1894 bis 1919: Johann Rau. Von 1919 bis 1944: Josef Reiter. Von 1944 bis 1945: August Kraus. Von 1945 bis 1948: Georg Berchtenbreiter. Von 1948 bis 1966: August Kraus. Von 1966 bis 1972: Josef Distl. Von 1972 bis 1978: Anton Kugelmann, dann erfogte die Eingemeindung nach Gersthofen. Nachstehende Tabelle gibt einen Überblick über die Einwohnerzahlen des Dorfes seit dem Jahre 1840 nach Dr. Hans Eberlein: "Grundriß der Heimatkunde des Landkreises Augsburg", nach Angaben des Statistischen Landesamtes und nach Aufzeichnungen bei der Gemeindeverwaltung.
Bei der im September 1956 durchgeführten Wohnungszählung hatte Batzenhofen insgesamt 154 Wohnungen, inbegriffen eine Anstaltswohnung (Sonnenhof) und elf Notwohnungen. Bei der letzten Wohnungszählung im September 1968 wurden insgesamt 200 Wohnungen (= Haushalte) registriert. - Am Beginn des Jubiläumsjahres "1000 Jahre Batzenhofen" 1969 waren 131 Häuser ganzjährig bewohnt. Die Zahl der Wochenendhäuser betrug 21. Gemeindeeigentum sind bzw. waren folgende Gebäude: Das Schulhaus (Nr. 32½, jetzt abgerissen), das ehemalige Armenhaus (Nr. 44, jetzt abgerissen), ein Wohnblock (Nr. 102), ein Friedhofswärterhaus, ein Leichenhaus (Nr. 49) und ein Feuerwehr-Gerätehaus. Bei den Nachkriegsgemeindewahlen 1948 - 1952 - 1956 - 1960 und 1966 bewiesen die wahlberechtigten Ortsbewohner durch rege Beteiligung und faire Haltung ihre demokratische Gesinnung. Zu den kommunalen Leistungen der letzten Jahrzehnte (Ortschronik 2. Band!) zählen u. a.: Der Neubau eines Gemeindewohnhauses mit Wohnraum für zwölf Familien, der Bau einer Leichenhalle und eines Friedhofwärterhauses, die Erweiterung der Friedhofsanlage (um rund 50 Dezimal), die totale Innen- und Außeninstandsetzung von Kirche und Pfarrhaus, die laufende Instandhaltung von Schule, Gemeinde- und Feuerhaus und Sebastiankapelle, die Erweiterung, Teerung und Kanalisierung der Ortsstraßen, die Errichtung einer Friedhofsauffahrt und eines Kirchenaufgangs mit Stützmauern und Geländer, die Einführung der Neon-Ortsbeleuchtung (24 Stableuchten), die Erstellung einer zentralen Wasserversorgungsanlage, die Förderung örtlicher Vereine durch finanzielle Zuschüsse, die Aufstellung von Ruhebänken und Errichtung einer öffentlichen Fernsprechstelle, die wohnungsmäßige Unterbringung von 172 Heimatvertriebenen, die Aufstellung eines Gemeinde-Flächennutzungsplanes usw. Am 30. Juni 1964 bekam die Gemeinde ein eigenes Wappen und eine Gemeindefahne (Grün-Weiß) vom bayerischen Innenministerium bewilligt. Das Wappen wurde von dem Augsburger Heraldiker Direktor Korhammer entworfen. Es ist in Silber gehalten und zeigt auf einer fünfblättrigen grünen Staude sitzend zwei einander zugekehrte Beizvögel (Falken). Das Grundmotiv geht auf das Siegel eines Batzenhofener Adelsgeschlechtes im 14. und 15. Jahrhundert zurück. Das Ortswappen ist eines der interessantesten Gemeindeembleme im Landkreis Augsburg. Wenn am Ende dieser kurz gefaßten geschichtlichen Zusammenfassung die Frage nach der Zukunft des Dorfes Batzenhofen gestellt ist, so muß man sich zunächst einmal von alt hergebrachten Vorstellungen trennen, ehe man an die Beantwortung dieser Frage geht. Ein Ort in der Größe von Batzenhofen kann unter den heutigen (1969) Gesichtspunkten nicht mehr für sich allein betrachtet werden. Er ist Teil eines Lebensraumes, der durch die Technisierung und die Industrialisierung im unmittelbaren Nachbarbereich geformt wird und dessen kommunale Erfordernisse entsprechend anders aussehen, als dies noch in der Dorfgemeinschaft vor 30 oder 50 Jahren der Fall war. Die logische Folgerung der unumgänglichen Rationalisierung und der Funktionszusammenlegung ist, daß ein Teil der ursprünglich kommunalen Aufgaben von Zweckverbänden übernommen wird. Diese Entwicklung zwingt auch dazu, die Zusammenlegung von Verwaltungen im kommunalen Bereich ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Im Flächennutzungsplan der Gemeinde Batzenhofen ist dieser Entwicklung schon weitgehend Rechnung getragen. Batzenhofen ist planerisch und räumlich bereit und in der Lage, den Weg in die oben angedeutete Zukunft zu gehen. Es bleibt nur zu hoffen, daß die industrielose und damit finanzschwache Gemeinde Batzenhofen durch den anstehenden kommunalen Finanzausgleich soweit gestärkt wird, daß sie ihre Funktion als Wohn- und Erholungsgemeinde im unmittelbaren Einzugsbereich der benachbarten Industrieorte allein oder auch im Zusammenwirken innerhalb einer größeren Gemeinschaft erfüllen kann - soweit der Text der Festschrift. 1978 war es dann soweit: Die Gemeinde stand vor der Wahl, entweder nach Gablingen oder nach Gersthofen eingemeindet zu werden. Die von vielen angestrebte eigenständige Verwaltungsgemeinschaft zusammen mit Edenbergen, Hirblingen und Rettenbergen war nicht mehr möglich, da sich Hirblingen bereits freiwillig nach Gersthofen hatte eingemeinden lassen. So bleib Batzenhofen nichts anderes übrig, als dem Hirblinger Beispiel zu folgen, eine Entscheidung, die, obwohl damals nicht unumstritten, aus heutiger Sicht wohl nicht bereut werden muß: Die Gemeinde konnte sich einen Teil ihrer Eigenständigkeit bewahren und wuchs unter der Obhut Gersthofens zum heimlichen Zentrum der westlichen Stadtteile heran. |