Batzenhofen - Bittere Jahre, Gemeinschaftsleben des Dorfes
Daß der Verfasser der Dorfchronik "Bittere Jahre" und "Gemeinschaftsleben des Dorfes" zu einem Kapitel zusammenfaßte kommt wohl nicht von ungefähr: Nichts schweißt eine Gemeinschaft stärker zusammen als gemeinsam durchlittene und durch gemeinschaftliche Anstrengung halbwegs heil überstandene Notzeiten. Aber auch das Gegenteil trifft zu: Wenn es uns allzu gut geht, glauben wir schnell, wir könnten unser Leben im Alleingang meistern. Wozu also wertvolle Freizeit in eine Dorfgemeinschaft investieren? Mögen die folgenden Zeilen eine Anregung sein, den eigenen Standpunkt einmal kritisch zu überdenken!
In der über 1000jährigen zum Teil in Dunkel gehüllten Vergangenheit von Batzenhofen, von der Rodungszeit und Seßhaftwerdung der Ahnen bis zum Zeitalter der Industrie und Technik, mußten die Bewohner dieser alten Siedlung manch herbes Schicksal überwinden. Aus alten Urkunden und Archivalien sind im Landkreis die Namen von rund 60 Ansiedlungen bekannt, die nach kurzem Bestand verödeten. Manche erstanden wieder, wie zum Beispiel der Weiler Peterhof, der als Einzelhof um 1500 abging und am Ende des 17. Jahrhunderts wieder errichtet wurde. In der kaiserlosen Zeit (zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts) herrschte das Faustrecht, von Blutrache und Fehde gekennzeichnet. Im 30jährigen Krieg hatte Batzenhofen ein gerüttelt Maß an Leid zu tragen; etwa die Hälfte seiner Einwohner kam ums Leben. In den napoleonischen Kriegen (1805 - 1813) fielen drei Ortsbewohner im Kampfe; Anton Welshofer, Josef Bosch und Johann Klaß, zwei blieben vermißt; Johann Ehinger und Josef Jäckle. In den Kriegen 1866 und 1870/71 opferten vier Männer Blut und Leben: Johann Martin Huf, Anton Berchtenbreiter und Josef Ziller. Im ersten Weltkrieg fielen als Opfer der Pflichterfüllung: Karl Ehinger, Anton Heichele, Anton Heim, Josef Heim, Mathias Heim, Bernhard Heuberger, Josef Holzhauser, Xaver Klaus, Georg Krieger, Xaver Link, Otto Ortolf, Georg Probst und Alois Schuler. Das 1923 bei der Pfarrkirche errichtete Krieger-Ehrenmal wurde 1954 auf den Friedhof verlegt und auf Ehrentafeln auch die Gefallenen und Vermißten des zweiten Weltkrieges einschließlich der Kriegsopfer zugezogener Vertriebener verewigt. Es sind die Gefallenen: Hans Werner Berndt, Walter Blachnik, Max Burkart, Hermann Dirr, Johann Ehinger, Karl Heinz, Josef Hochmut, Johann Kerber, Martin Oberstaller, Alois Pesta, Anton Pilz, Josef Pilz, Johann Rau, Otto Schuler und Xaver Vöst. Vermißt blieben seit dem zweiten Weltkrieg: Maximilian Bachmann, Josef Berchtenbreiter, Johann Burkart, Georg Fischer, Martin Geisenberger, Anton Heim, Paul Kerber, Rudolf Kuchenbauer, Anton Kugelmann, Johann Kugelmann, Michael Kugelmann, Josef Mach, Thomas Ortolf, Anton Schaffer, Lorenz Späht und Josef Stuhlmüller. Im Dezember 1950 kamen die letzten Heimkehrer in ihren Heimatort Batzenhofen zurück (Sebastian Schaflitzel und Georg Vöst). Am 9. Oktober 1942 stürzten zwei Mann der Besatzung eines deutschen Bombers im östlichen Wiesenthal tödlich ab, das Flugzeug verbrannte. Vier Ortsinsassen fanden bei Fliegerangriffen in der Heimat den Tod (Oberlehrer Pesta mit Frau, Lehrerin L. Hummel und Frau Luise Schaflitzel). Das Wohnhaus von Oberlehrer Eser wurde vollkommen zerstört, viele Gebäude beschädigt, die Pfarrkirche blieb wunderbar verschont. Eine Kartusche an der rechten Seite des Chors erinnert an diesen schlimmen Tag. Der Bezug von Lebensmitteln und Tabak war im zweiten Weltkrieg durch Marken geregelt. Im Jahr 1945 betrug eine Tagesration: 150 g Brot, 150 g Fleisch, 3 g Fett, 2,8 g Käse und 12 g Zucker. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts kam nach Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern das ländliche Vereinswesen allmählich zur Geltung. Man erkannte die Kraft gemeinsamen Handelns und in vertrauensvollem Miteinander schlossen sich Dorfbewohner in Vereinen zusammen, die an der Entwicklung des Heimatortes maßgeblich Anteil hatten. In Ehrfurcht vor den Werken der Vergangenheit sei ihr segensreiches Wirken in der Chronik - dem Ehrenspiegel des Jubiläumsortes - kurz gewürdigt: Der älteste Ortsverein, die "Laurentiusbruderschaft" besteht seit dem 21. Oktober 1725. Er ist eine religiöse Männergemeinschaft, die den Heiligen Laurentius besonders verehrt und das Los der Verstorbenen durch fürbittendes Gebet erleichtern möchte. Die "Freiwillige Feuerwehr" wurde am 8. Juli 1875 von elf Ökonomen, einem Käser, einem Schuhmachermeister, einem Zimmermann, einem Brauer und Gastwirt und einem Privatier gegründet. Der älteste Wehrmann (38 Jahre) hieß Johann Geisenberger, das jüngste Mitglied war der erst 19jährige aber schon verheiratete Ökonom Andreas Striebel. Elf Kommandanten führten seitdem die Ortswehr: Georg Welzhofer, Peter Reiter, Mathäus Langenmayer, Anton Schaflitzel, Josef Reiter (Landwirt), Josef Baindl, Georg Birzle, Georg Kugelmann, Rudolf Dirr, Karl Ehinger und zur Zeit Thomas Janetschek. Das Amt des Vorstandes bekleideten seit 1898 die jeweiligen Bürgermeister, ab 1966 Josef Schuler, aktuell Wolfgang Knoll. Ehrenkommandant wurde 1950 Georg Birzle (gestorben 1956), 1966 Georg Kugelmann, dann August Kraus und aktuell Josef Schuler. In der über 125jährigen Vereinsgeschichte gab es im Dorf gottlob nur etwa zehn größere Brände. Der am 21. April 1907 gegründete "Veteranen- und Soldatenverein" wurde 1954 von Oberforstwart Kuchenbauer (gestorben 1956) und Mühlenbesitzer Schaflitzel neu belebt. Seine Hauptaufgabe ist die Kameradschaftspflege, die Ehrung gefallener und verstorbener Kameraden. Die "Raiffeisenkasse Batzenhofen" wurde am 18. November 1911 durch Lehrer Ignaz Müller ins Leben gerufen. Erste Vorsitzende waren seither Josef Baindl, Georg Kugelmann und ab 1941 Michael Abbt. Die Genossenschaft besaß ab 1959 ein eigenes Lagerhaus und ab 1969 ein neues Kassengebäude seiner Bestimmung. Der Jahresumsatz von rund 6,5 Millionen DM in den 70er Jahren verdeutlicht die große wirtschaftliche Bedeutung der Raiffeisenkasse für Batzenhofen und Umgebung. Ein schon 1909 von Georg Kugelmann gegründeter Obstbauverein, als "Obst- und Gartenbauverein" 1945 zu neuem Leben erweckt, entfaltete unter seinem damaligen ersten Vorstand Hw. Pfarrer Anton Meister eine rege Tätigkeit. Seit 1958 besitzt der gemeinnützige Verein ein Most- bzw. Preßhaus, das 1963 mit einer damals hochmodernen elektrischen Obstpresse ausgestattet, eine rationelle Obstverwertung ermöglicht. Wiederholt veranstaltete fachliche Vortragsabende gaben auch manch gute Anregung zur Dorfverschönerung. Bäuerliche Interessen über Batzenhofen hinaus werden seit 1926 weitgehend von der "Milchabgabe-Genossenschaft" vertreten. Bei der Erbauung einer vereinseigenen Milchsammelstelle im Jahr 1967 tat sich bäuerlicher Gemeinsinn kund. Schon von 1929 bis 1933 bestand im Dorf eine Art Sportverein. Am 27. Juni 1948 erfolgte die Neugründung des heutigen CSC Batzenhofen-Hirblingen und Umgebung. 1961 konnte eine neue Sportplatzanlage eingeweiht werden, die 1967 mit Flutlicht ausgestattet wurde. Das 20-jährige Vereinsjubiläum 1968 unter Vorstand Anton Heim gab den Auftakt für die Planung einer Mehrzweckhalle. Gläubigen Sinn der Jugend bezeugt die 1930 erfolgte Gründung eines "Katholischen Burschenvereines" durch Landwirt Josef Reiter. Die Gründung des "VdK-Ortsverbandes Batzenhofen" fällt in das Jahr 1947. Ihm gehörten in den 70er Jahren noch rund 50 Mitglieder aus den Gemeinden Batzenhofen, Hirblingen, Edenbergen und Rettenbergen an. Ab 1953 war Richard Kraus erster Vorsitzender. Musische junge Leute fanden bei der "Blaskapelle Batzenhofen" - gegründet am 15. November 1956 - ein edles Betätigungsfeld. Der am 6. September 1959 auf Anregung des Veteranen- und Soldatenvereins gegründete "Musikverein" ist Mitglied des "Schwäbischen Musikverbandes". Er förderte bisher unter seinem ersten Vorsitzenden, Bürgermeister Schuster, Edenbergen (verstorben am 13. Juni 1969), die Kapelle und ist besonders auf die Heranbildung junger Nachwuchskräfte bedacht. Die Nachfolge des verstorbenen ersten Vorstandes trat im Juli 1969 erster Bürgermeister Distl, Batzenhofen, an. Nach mehreren Ausbildungskursen für "Erste Hilfe" konnte am 13. August 1965 gelegentlich einer Sanitäter-Abschlußprüfung der Sanitätskolonne Gersthofen des BRK unter Kolonnenarzt Dr. Gerlach ein "BRK-Sanitätszug Batzenhofen" aufgestellt werden. Seither besteht im Hause Nr. 36 (Striebel) eine "BRK-Unfall-Hilfsstation". Die Interessen der wiederholt durch Hochwasser geschädigten Bauern vertrat seit 1955 der "Wasserverband für die Schmutterregulierung im Landkreis Augsburg" unter seinem Vorstand Sebastian Schaflitzel sen. und dem für den Ortsbereich von Batzenhofen zuständigen Vorstand Josef Reiter. Die vom Flurbereinigungsamt Krumbach seit 1965 vorangetriebene große Flurbereinigung (Zusammenlegung von Grundstücken, Anlage von Feldwegen u. a.) wurde von der "Teilnehmergemeinschaft Flurbereinigung Batzenhofen" unter seinem Vorstand Hubert Rampp unterstützt. Für das Frischwasser im Ort zeichnet der "Zweckverband zur Wasserversorgung der Katharinaberggruppe" verantwortlich. Die gesamten Anlagen (Brunnen, Pumpenhaus, Hochbehälter und das gesamte Rohrnetz) wurden neu erstellt und 1966 in Betrieb genommen. Bis dahin hatte fast jedes Anwesen seine eigene, manchmal sehr fragliche Wasserversorgung. Vom Zweckverband versorgt werden die Gemeinden Batzenhofen, Gablingen Ortsteil Holzhausen, Rettenbergen und der Weiler Peterhof. Damit auch die Abwasserprobleme der Zukunft bewältigt werden können, ist die Gemeinde Batzenhofen 1967 dem "Abwasserverband mittlere Schmuttertalgruppe" beigetreten. Die große Kläranlage im Osten von Batzenhofen erinnert heute an die damals geleisteten Anstrengungen. Der "Inneren Mission" in Augsburg untersteht das 1928 in Batzenhofen eingerichtete evangelische Altenheim "Sonnenhof", eine soziale Einrichtung ersten Ranges. Das ursprüngliche Gebäude an der südlichen Anhöhe des Dorfes war früher wahrscheinlich Wohnsitz der adeligen "Pazzenhofer", die hier auf ihrer Burg als bischöfliche "milites" wiederholt Urkunden ausfertigten. Später diente diese - als Schloß ausgebaut - den Stiftsdamen von St. Stephan als geschätzter Sommersitz. Danach wurde ein Brauhaus gebaut (1907 aufgehoben) und später eine Schankwirtschaft eingerichtet, die bis 1924 bestand. Im Jahre 1925 völlig umgebaut, diente das Haus bis 1928 als Kindererholungsheim und nach Erstellung eines Erweiterungsbaues in den Jahren 1946 bis 1949 gewährte es laufend 80 bis 105 betagten Menschen einen geruhsamen Lebensabend. Alle oben genannten Aktivitäten und viele andere waren nur möglich, da es in Batzenhofen immer wieder Mitbürger gab und gibt, die ihre Freizeit unentgeltlich in den Dienst an der Gemeinschaft investierten. Nur böse Lästermäuler, insbesondere solche, die lieber ihrem Egoismus frönen und denen jeglicher Idealismus fremd ist, verwechseln hin und wieder dieses Engagement mit Profilierungssucht. |