Besiedlung unserer Heimat - Beurkundung von Batzenhofen

Die Schmuttertalgemeinde Batzenhofen ist eine der ältesten Wohnsiedlungen im Bereich des Landkreises Augsburg. Bis zur Eroberung des Alpenvorlandes durch die Römer um 15 v. Chr. war unsere Heimat von den keltischen Vindeliziern dünn besiedelt. Die Flußnamen Lech, Wertach, Neufnach, Zusam und Schmutter sind keltischen Ursprungs. Als der älteste Münzfund der heimischen Landschaft gilt eine in Lechhausen entdeckte vindelikische Goldmünze, "Regenbogenschüsselchen" genannt. Der spätkeltischen Zeit rechnet man die "Viereckschanzen" zu, von denen sich eine etwa 0,6 km südwestlich vom Peterhof befindet. Ein Teil der keltischen Urbevölkerung wurde von den römischen Eroberern vertrieben, ein anderer verfiel der Knechtschaft und ein geringer Rest bewahrte in den dichten Wäldern des Rauhen Forstes seine Selbständigkeit. Über 400 Jahre übten die Römer ihre Herrschaft bis zum Grenzwall Limes aus. Sie besaßen zur Sicherstellung der Ernährung ihres im Mündungsgebiet der Wertach (Wirdo) in den Lech (Licca) errichteten Militärlagers, aus dem die "Augusta Vindelicorum" hervorging, vermutlich auf dem Gebiet des heutigen Batzenhofen, einige Unterkunftsstätten für Weidevieh. Eine im Schloßgarten zu Gablingen 1928 gefundene römische Münze aus Erz (ein "Domitian" vom Jahr 86) sowie ein bei der Batzenhofener Kiesgrube am Breitfeld 1840 gefundener silberner "Markus Aurelius" sind Belegstücke jener Epoche. Zur Zeit der Neuorganisation der Provinz, in der ein Prokurator als römischer Statthalter die Rechtsprechung, das Steuerwesen und den Oberbefehl über die Auxiliartruppen innehatte, erfolgte in den Jahren 46 und 47 unter Kaiser Claudius der kunstvolle und dauerhafte Ausbau der "Via Claudia" und deren Weiterführung bis zum Kastell Summuntorium, 7 km südlich von Donauwörth. Dieser als Schicksalsweg nach dem Süden bezeichnete berühmte Heer- und Handelsweg trug noch im Mittelalter zum Aufstieg der Fuggerstadt bei. Bekannt ist noch der Name einer römischen Verbindungsstraße, "Alte Heerstraße" genannt (nun Feldweg), die von Stadtbergen durch Kriegshaber hindurch auf den östlichen Anhöhen der Schmutter nach Gablingen führt. Die Römerstraßen waren z. T. bestimmend für die Anlegung von Ursiedlungen.
Die Vorfahren der einheimischen Ortsbewohner von Batzenhofen sind Alamannen, deren Urheimat im südlichen Mecklenburg und im nördlichen Brandenburg lag; sie sind aus verschiedenen suebischen (swebischen) Stämmen hervorgegangen. Ausgangspunkt für ihr Vordringen in das Voralpenland war nach Eroberung des Gebietes nördlich der Donau im Jahre 260 die gro8e Talfläche bei Donauwörth. Von hier rückten sie die Flußtäler aufwärts vor und begründeten das Herzogtum Schwaben, ein Siedlungsgebiet, zu dem auch die deutschsprachige Schweiz und das Elsaß gehörten. Zu Ende des 5. Jahrhunderts war die alamannische Landnahme abgeschlossen. Die zahlreichen "Ingen-Orte" wurden zu Mittelpunkten der Urmarken.
Der Zeitpunkt der Entstehung von Batzenhofen läßt sich nicht mit Genauigkeit feststellen. Seine Siedlungserschließung fällt aber mit Bestimmtheit in die sogenannte 1. Rodungsperiode nach der germanischen Landnahme vor das Ende des 7. und den Anfang des 8. Jahrhunderts. Die Dorfmark am linken Ufer der Schmutter ist als Ausbeute der älteren in der Mitte des 1. Jahrtausends entstandenen alamannischen Ursiedlung Hirblingen (im 11. Jahrhundert Hurwelingen) zu betrachten. Andere alamannische Ursiedlungen waren Gablingen (Gabelungen), Täfertingen (Tenefridingen), Meitingen, Erlingen u. a. m.
Ausgangspunkt und ältestes Anwesen von Batzenhofen war wahrscheinlich ein großer Fiskalhof (Fronhof bzw. Meierhof = Villicus), um den herum weitere zunächst abhängige Bauernstellen entstanden, die namentlich bekannt bis ins 15. Jahrhundert den Kern des Ortes bildeten. Sein Besitzer trug wohl den altdeutschen Namen Bazzo (= Streiter/Kämpfer), woraus der Ortsname gebildet worden sein könnte; auch dessen Ableitung aus dem lateinischen Pascua (= Weide) und dem deutschen Noba (= die Höfe) ist denkbar.
In der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts (535 bis 550) gerieten die heidnischen Alamannen in Untertänigkeit der christlichen Franken (= Freien), deren Reich sich von den Pyrenäen bis in die ungarische Tiefebene erstreckte. Am Ende des 6. Jahrhunderts wurde das Bistum Augsburg gegründet, dem auch Batzenhofen als Teilgebiet zugehörte. Es liegt die Vermutung nahe, daß das erste Gotteshaus (gleich dem Widumhof), einst auf dem Gelände des Meierhofes als Mutterkirche der Hirblinger Urmark errichtet, dem gefeierten Bischof der Franken zu Ehren dem hl. Martinus geweiht wurde. Er galt als ein besonders beliebter Kirchenheiliger. Seine Grabstätte in der Basilika zu Tours war im Mittelalter Nationalheiligtum.
Die Besiedlung Bayerisch-Schwabens dauerte bis in das 15. Jahrhundert. Durch Waldrodung wurde die Batzenhofer Dorfflur im Südwesten, Nordwesten und Westen erweitert. Es entstanden vermutlich im 11. Jahrhundert auf dem Höhenrücken zwischen dem Gailenbach (Schwefelbach) und dem Böglegraben (Nebelbach) innerhalb der Hirblinger Urmark und zum Augstgau gehörend die Rodesiedlung Edenbergen, im 13. und 14. Jahrhundert einfach "Berg" oder "Bergen" bei Batzenhofen, von 1405 an "Oedenbergen" genannt, und der Rodeort Rettenbergen, urkundlich erstmals im 12. Jahrhundert als "Raetenbergen" bzw. "Ratinbergen" erwähnt. Der Weiler Gailenbach in der Ortsflur von Edenbergen ist eine Ansiedlung aus der 2. Rodungsperiode, erstmals 1296 als "Gamlonbach" angeführt. Der Weiler Peterhof, nah Rettenbergen eingemeindet, ist erstmals 1488 als "sant Peter" urkundlich verzeichnet. Der einst dem Kloster Holzen gehörende Einzelhof ging am Ende des Mittelalters ein und wurde 1683 wieder errichtet. Im ausgehenden 18. Jahrhundert kam er an St. Stephan in Augsburg und 1803 an Bayern.
In einer Urkunde Kaiser Ludwig II. vom 14. Juni 838 wird dem Abt Tatto des Stiftes Kempten genehmigt, daß dieser Güter von "Pazenhova" an den Gaugrafen Waninger abtritt und dafür Güter und Rechte in Ried (Reoda) und was dieser in Eitrach besitzt erhält. Der Historograph des Bistums Constanz, Pater Trudpert, hielt Waninger für einen Grafen des Nibelgaues und "Pazenhova" für das im heutigen Landkreis Augsburg. Das Hauptstaatsarchiv in München ist jedoch der Ansicht, daß der in erwähnter Urkunde genannte Ort nicht identisch ist mit unserem Batzenhofen an der Schmutter, sondern wahrscheinlich eine abgegangene Gemeinde dieses Namens bei Kirchdorf (Landkreis Leutkirch) oder ein ebenfalls verödetes Dorf dieses Namens bei Erolzheim (Landkreis Biberach) betrifft. Die Archivverwaltung verweist auf die Tatsache, daß in Batzenhofen im Landkreis Augsburg zu keiner Zeit Besitz des Stiftes Kempten nachgewiesen werden kann und das alte Schwaben als germanischer Siedlungsraum nicht nur den heutigen Regierungsbezirk Schwaben umfaßte. Bei einer anderen Schenkungsurkunde, die eine Güterschenkung an das Kloster St. Gallen betrifft, wird im St. Gallener Urkundenbuch von Wartmann ausdrücklich "Pacenhovan" der abgegangene Ort im Landkreis Leutkirch verbrieft. Mit Gewißheit ist unser Batzenhofen im Landkreis Augsburg, das nach Steichele "Geschichte des Bistums Augsburg" seinem Kern nach sicher schon zur Zeit der römischen Landbeherrschung bestand, bereits in der Gründungsurkunde des berühmten Bischofs Udalrich von Augsburg für das Kloster St. Stephan vom Jahre 969 als "Pacenhua" verbrieft. Diese Urkunde befindet sich seit der Säkularisation im Jahre 1803 als Original im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München. Das von Bischof Udalrich 969 besiegelte Dokument, das die Umstände der bereits am 23. April 938 erfolgten Gründung des Damenstiftes und den Wortlaut einer von ihm gehaltenen Ansprache enthält, betrifft besonders die Übereignung der Güter und Leute einiger Edler zu "Pacenhua". Vor dieser Schenkung war der Ort Besitz eines mächtigen und einflußreichen alamannischen Adelsgeschlechtes. Der Archidiakon Amalrich, dessen Neffe der Diakon Waltker und die Reclusin Ellensinde ermöglichten es durch die Schenkung ihres Landbesitzes zu Batzenhofen sowie auch von Besitztum in Gersthofen, Göggingen und Birkach als Erstausstattung Bischof Ulrich (923 - 973), zu seinem und ihrer Seelenheile ein Stift zu gründen, dessen erste Äbtissin Ellensinde wurde (Raißer, Viaca, Urkundensammlung, Seite 7). Hinzu kam noch ein Hof in Wollishausen, der vom Besitzer Jagob bei Aufnahme seiner Tochter in das Stift geschenkt worden war. Nach dem Wortlaut der Udalrich-Urkunde und nach Größe und Bedeutung des Besitzes betreffend die Ausstattungsgüter steht Batzenhofen an erster Stelle (so Dr. Eberlein, Dertsch und Grimm).

zurück zur Übersicht